1.Wo soll man am besten Pilze suchen?

  2.Werden Pilze im Wald herausgedreht oder abgeschnitten?

  3.Wie bereitet man Pilze zu,damit nichts "passieren" kann?

  4.Kann man ein Pilzgericht wieder aufwärmen?

  5.Wie kann man Pilze haltbar machen?

  6.Kann man jeden Tag Pilze essen?

  7.Darf man in Deutschland unbeschränkt viel Pilze sammeln?

  8.Warum werden manche Pilzarten selten und kommen auf 

    die  Rote Liste?

  9.Hat der Mond Einfluss auf das Pilzwachstum?

10.Was ist eigentlich ein "Pilz" ?

11.Welche Aufgaben haben Pilze in der Natur?

12.Oft taucht der begriff "Mykorrhiza" auf.Was hat es damit auf sich?

13.Gibt es Pilze nur im Herbst?

14.Symbiose-ein friedliches Miteinander?

15.Warum findet man manche Pilze nur unter bestimmten       Bäumen?

16.Stimmt es,dass es auch im Winter Pilze gibt?

17.Wenn die ersten Fröste gewesen sind,sollte man dann keine Pilze mehr ernten?

18.Früher haben wir den Krempling mitgenommen.Heute gilt er als giftig?1?

19.Woraus bestehen denn Pilze und wie vermehren sie sich?

20.Kann man Waldpilze im eigenen Grundstück vermehren?

21.Was sind Hexenringe?

22.Wie groß und wie alt können Pilze werden?

23.Im Herbst war es feucht und mild,trotzdem gab es wenig

     Pilze.Was könnte die Ursache sein?

24.Warum treten in manchen Jahren bestimmte Pilzarten besonders hervor,andere bleiben aus?

25.In unserer Gegend gab es wenig Pilze,aber 30 km weiter war es viel besser!

26.Welches sind die besten Bedingungen für das Pilzwachstum?

27.Stimmt es,dass Pilze auch Heilkräfte besitzen?

28.Wie viele Pilzarten gibt es eigentlich?

29.Wie bestimmt man Pilze und wie lernt man sie am besten kennen?

30.Was sind eigentlich Pilze,wie sind sie entstanden?


1.Wo soll man am besten Pilze suchen?

Ein altes Sprichwort sagt:"Unter Birken,Tannen,Buchen kannst du immer Pilze suchen.Unter Eschen,Erlen,Linden wirst du wenig Pilze finden".

Es ist tatsächlich so.Besonders Birkenbestände bieten oft eine reichhaltige Pilzflora,darunter viele essbare Arten.Aber auch Nadelwälder (die Tanne soll hier nur als Begriff dafür stehen) haben einiges zu bieten.So hat man zum Beispiel in düsteren Fichtenwäldern oft ein sehr hohes Aufkommen an Steinpilzen und Maronenröhrlingen,aber auch zahlreiche andere Arten sind dort zu finden.Es ist auch Fakt,dass an Wald-und Waldwegrändern oft die ersten Pilze wachsen.Eine schlüssige Erklärung dafür haben wir noch nicht,jedoch ist anzunehmen,dass die besseren Licht-Feuchtigkeits-und Wärmeverhältnisse dafür verantwortlich sein könnten.

2.Werden Pilze im Wald herausgedreht oder abgeschnitten?

Pilze die an Stubben wachsen ( Hallimasch,Stockschwämmchen...) werden natürlich abgeschnitten und man verwendet die Hüte mit 1cm Stiel.Ansonsten hängt es von Ihrem Kenntnisstand ab.Wenn Sie bestimmte Pilze wirklich gut kennen,können sie tief am Boden abgeschnitten werden.Der verbliebene Rest schadet dem Myzel nicht.Manche Auffassungen,die Fäulnis würde auf das Myzel übergreifen ist Unsinn.Erstens sind die Myzelien dagegen geschützt,zweitens würde es doch allen Pilzen,die nicht geerntet werden und an Ort und Stelle verfaulen,so ergehen.Das ist ja nicht der Fall.Pilze herausdrehen (indem man sie tief unten am Stiel anfasst und mit einer leichten Drehung herausnimmt) sollten sie dann,wenn sie sich nicht ganz sicher sind.Beim Abschneiden könnten wichtige Bestimmungsmerkmale (im Extremfall die Knolle des Grünen Knollenblätterpilzes) übersehen werden und eine Fehlbestimmung mit fatalen Folgen würde entstehen,wie es bei zahlreichen Pilzvergiftungen in der Vergangenheit schon der Fall war.(Das kleine Erdloch,welches durch Herausdrehen entstanden ist,sollten sie schnell wieder schließen,denn Licht vertragen die Myzlien gar nicht)!

3.Wie bereitet man Pilze zu,damit nichts "passieren" kann?

Kochrezepte gibt es viele,daher möchte ich nur die einfachste und sicherste Methode,wie ich sie auch anwende,beschreiben.

Bereits im Wald sollte man die Pilze von grobem Schmutz reinigen,madige oder zähe Stiele usw. abschneiden und schwammiges Röhrenfutter entfernen.Dann sollte man sich zu Hause möglichst bald an die Arbeit machen:weiteres Entfernen schmutziger und madiger Stellen,schließlich wäscht man die Pilze 2 bis 3 mal,schneidet sie dann in dünne Scheiben und Stücke.Dann in die Pfanne damit.Soll das Pilzessen erst ein paar Stunden später sein,bewahrt man die Pfanne am besten bis dahin im Kühlschrank auf.Für den Garvorgang sollte man insgesamt eine Stunde einplanen.Es beginnt mit dem Einkochen bei mittlerer Hitze.Spätestens jetzt muss ich erwähnen,dass viele unserer Speisepilze roh giftig sind und erst beim Kochen und anschließendem Braten ihre Giftigkeit verlieren!Daher sollte man auch keine Pilze oder Pilzstücken roh kosten.Es gibt wenige Ausnahmen wie z.B. Zuchtchampignons.Roh besonders giftig sind der Hallimasch und die Hexenröhrlinge.Hat man solche Pilze dabei,ist ein gutes Umrühren und eine ausreichende Kochzeit (30-40 min.) zu gewährleisten.Ist das Wasser in der Pfanne schon nach 10-15 min. verdampft,sollte man etwas Leitungswasser nachgießen und den Kochvorgang auf diese Weise verlängern.Ist auch dieses Wasser verdampft,ist etwas Eile geboten.Damit die Pilze nicht "anbrennen",füge ich jetzt ein Stück Butter dazu und verrühre die schmelzende Butter mit den Pilzen.Gleichzeitig wird eine ausreichende Menge Kochsalz dazu gegeben.Wieviel - das ist Erfahrungssache.Man kann ja später etwas nachsalzen.Jetzt wird die Temperatur etwas erhöht und die Pilze werden 10-15 min. gebraten.Endlich ist es so weit.Guten Appetit.

4. Kann man ein Pilzgericht wieder aufwärmen?

Natürlich kann man das.Bei anderen Speisen macht man das ja auch.Gegen einmal aufwärmen,im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag verzehren ist nichts einzuwenden.Sobald man aber merkt,das Pilzgericht ist nicht mehr einwandfrei (merkwürdiger Geruch,Schimmelbefall usw.) - weg damit!Pilze sind leichtverderbliche Lebensmittel.

5.Wie kann man Pilze haltbar machen und was ist dabei zu beachten?

Zwei Möglichkeiten sind am beliebtesten:das Trocknen und das Eingefrieren.Trocknen ist eine altbewährte Methode und führt bei manchen Arten sogar zu einer Geschmacksverstärkung.Viele Arten sind dafür geeignet.Zum Trocknen nicht geeignet sind:Täublinge,Milchlinge,Boviste,Tintlinge,der Mairitterling,der Pfifferling,Märzschneckling,Semmelstoppelpilz,Rötlicher Gallerttrichter und der Eispilz.Achtung:Viele Speisepilze sind roh giftig und sind es auch noch nach dem Trocknen!

Das Trocknen sollte entweder in handelsüblichen Dörrgeräten erfolgen oder auch-langsamer-auf dem trockenen Dachoden.Geeignet sind auch die Zentralheizung oder ein Backofen mit Umluft und halboffener Tür.Man wäscht die Pilze vorher nicht ab,sondern reinigt sie nur vom Schmutz.Dann werden sie in Scheiben geschnitten oder wenigstens längs halbiert.Die getrockneten Pilze müssen "rascheldürr" sein und  in einem Gefäß luftdicht  verschlossen werden,sonst verschimmeln sie.Keinesfalls Pilze mit Schimmelbefall essen!Hier haben sich bereits giftige Mykotoxine gebildet.Also:ist Schimmel zu sehen-weg damit!

Grundsätzlich aber sollten nur eine Menge gesammelt werden,die man "ohne Rest" mit einer Mahlzeit aufbraucht.

Beim Eingefrieren gibt es verschiedene Möglichkeiten und ich beschreibe meine,bewährte Methode.Man kocht die Pilzstücken soweit "runter",bis nur noch ein kleiner Rest Kochwasser vorhanden ist.Jetzt keine Butter usw. zugeben!Man füllt die gekochten Pilze mit dem kleinen Rest Wasser in Gefrierbeutel ein,drückt diese flach und lässt sie möglichst schnell abkühlen.Dann ab damit in die Gefriertruhe.Eine zweite Möglichkeit der Gefriervorbereitung sind das Blanchieren oder kurzes Aufkochen in Salzwasser (möglichst unter Zugabe von etwas Zitronensäure,um eventuell noch vorhandene Bakterien abzutöten).Nach Abschrecken und Abtropfen werden die Pilze schockgefroren.

Ein halbes Jahr sind sie so auf jeden Fall haltbar,vielfach auch länger.Will man sie verspeisen,lässt man sie in einer Pfanne auftauen,erhitzt sie dann und bratet sie noch eine Weile unter Zugabe von Butter und Salz.Ich konnte auf diese Weise nie einen Geschmacksverlust feststellen,die Pilze schmecken wie frisch vom Wald.Riechen die Pilze nach dem Auftauen "irgendwie komisch",ist etwas schiefgelaufen,vielleicht weil die Kühlkette unterbrochen war.Dann weg damit.

Zum Eingefrieren nicht geeignet sind der Riesenbovist,der Eispilz und der Rötliche Gallerttrichter.

Silieren oder Einwecken sind ebenfalls bewährte Methoden,die heutzutage nur noch vereinzelt angewendet werden.

 

6.Kann man jeden Tag Pilze essen?

Das ist nicht empfehlenswert.Aufgrund der Schadstoffbelastung der Wildpilze (s.Merkblätter 5 und 6) sollte man höchstens 250g Wildpilze (Frischgewicht!) pro Woche essen.Für Zuchtpilze gilt das nicht.

Natürlich ist das sehr wenig und kaum einer hält sich daran.Die Empfehlungen stammen von der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.

7.Darf man in Deutschland uneingeschränkt (viele) Pilze sammeln ?

Nein.Es gibt für bestimmte Pilzarten gesetzliche Sammelbeschränkungen,die seit 1986 gültig sind.Die geschützten Arten werden unterteilt in "absolutes Sammelverbot" und "eingeschränktes" Sammelverbot.Letztere dürfen nur in geringen Mengen für den eigenen Bedarf gesammelt werden.Richtwert:maximal 2 kg pro Sammler.

Absolutem Sammelverbot unterliegen:

alle heimischen Bodenporlinge (Albatrellus ssp.)

Kaiserling

Bronze-Röhrling

Anhängsel-Röhrling

Sommer-Röhrling,Silber-Röhrling

Falscher Königsröhrling

Erlen-Grübling

alle heimischen Saftlinge

Märzschneckling

Grünling

Eingeschränktem Sammelverbot unterliegen:

Steinpilz

alle heimischen Pfifferlingsarten

Schweinsohr

Brätling

alle heimischen Rotkappen und Birkenpilze

alle heimischen Morcheln

alle heimischen Trüffeln


8.Warum werden manche Pilzarten selten und kommen auf die Rote Liste?

 

Merkblatt 8
Merkblatt 8

Das Problem ist sehr komplex und auch noch längst nicht ausreichend geklärt.Der Einfluß des Menschen auf seine Umgebung und damit auf die Natur ist aber unbestritten.Es ist ein Irrtum anzunehmen,durch das Absammeln allein würden Pilze seltener werden.Das kann nicht stimmen,da auch Pilzarten selten werden,die gar nicht gesammelt werden.Aber natürlich trägt das -zum Teil rücksichtslose und egoistische Sammeln- zum Seltenwerden bei.Sehr deutlich wird das bei bestimmten Rotkappen und Pfifferlingen.Andere Speisepilze sind dagegen erstaunliche Überlebenskünstler.Ich denke da an den Maronenröhrling.Jeder kennt und sammelt ihn,trotzdem wird er nicht selten.Vielleicht hat er besondere Fähigkeiten.Bereits J.W.von Goethe bemerkte,dass der Maronenröhrling noch einige Jahre weiter wächst,obwohl "sein Baum" schon gefällt ist.

Einen großen Einfluss auf die Pilzflora hat auf jeden Fall die Forstwirtschaft.Werden z.B. in einem Areal Birken gefällt,wird es dort künftig keine Birkenpilze mehr geben.Ehemalige militärische Sperrgebiete wie der Pöllwitzer Wald bei Zeulenroda oder ehemalige Grenzstreifen,die nach dem Fall der Mauer zugänglich wurden,zeigen eindrucksvoll,welch prächtige Pilzflora sich in ungestörter Umgebung entwickeln konnte.Ganz entscheidend für viele Pilzarten ist der Stickstoff - und Phosphorgehalt des Bodens (s.Merkblatt).Und schließlich ist das Klima sehr wichtig.Pilze brauchen vor allem Wasser.Wärme ist nicht so entscheidend (im Gegenteil:regnet es ausgiebig und es wird danach warm,verdunstet das Wasser zu schnell).Kunstdünger,Gülle und Pestizide schaden den Pilzen ebenfalls nachhaltig.

Gewiss ist die Aufzählung damit nicht komplett.Es ist immer ein komplexes Geschehen.Das macht auch die Vorhersage von guten oder schlechteren Pilzjahren fast unmöglich.Schließlich kann man auch nicht direkt beobachten,was in den Pilzwurzeln (Myzelien) vor sich geht.

9.Hat der Mond Einfluß?

Der Mond hat ganz sicher Einfluß auf alles,was auf der Erde geschieht.Dass bei Vollmond oder zunehmenden Mond Pilze besser wachsen,halte ich für ein Märchen.Eigene Beobachtungen können dies auch nicht bestätigen.

10.Was ist eigentlich ein "Pilz"?

Man muss unterscheiden zwischen dem Pilz(-fruchtkörper) und dessen Myzel.Ersterer ist das Fortpflanzungsorgan und dient lediglich der Sporenreifung und -ausbreitung,damit durch Keimung neue Pilzmyzelien entstehen können.Das für uns unsichtbare,meist im Boden wachsende Myzel ist das eigentliche "Lebewesen Pilz".Da die Myzelien lichtscheu und für uns praktisch unsichtbar sind,können wir auch schlecht  Prognosen treffen.Das Pilzmyzel wiederum besteht aus feinen Fäden,die man Pilzhyphen nennt.Diese entstehen durch Keimung von Sporen und bilden ein mehr oder weniger großes Geflecht,eben das Pilzmyzel.

Im Bild ist das freigelegte Myzel eines Pilzes als weißliche Fäden zu sehen.Die Myzelfäden können auch andersfarbig oder hyalin (durchsichtig) sein.Oft sind sie so dünn,dass man sie gar nicht gleich sieht.Sie können auch sehr kräftig sein,man spricht dann von Rhizomorphen.Typisch sind die braunen Myzelstränge des Hallimasch.Bekannt ist auch,dass die Myzelien beträchtliche Ausdehnungen haben können und damit große Massen bilden.Sicher ist es allgemein bekannt,dass der Hallimasch (also:sein Myzel) dadurch zum wahrscheinlich größten Lebewesen der Erde wurde,gefunden im Malheur Nationalpark Forest Oregon mit knapp 600 Hektar Ausdehnung.

Licht schädigt übrigens die Myzelien,daher führt der "eigentliche Pilz" ein Leben im Verborgenem.

11. Welche Aufgaben haben eigentlich Pilze in der Natur?

Ohne Pilze würde es die  Natur,wie wir sie kennen,gar nicht geben!Es ist Tatsache,dass Bäume,aber auch Graslandschaften von den Pilzen abhängig sind.

Ja,tatsächlich ist das so.Um das zu verstehen muss man etwas über die Lebensweise der Pilze kennen.Zunächst einmal unterscheidet man grob gesagt 3 Formen: die saprophytisch (oder kurz:saprob) lebenden Pilze,die parasitischen und die Symbiosepilze.

Saprobe Pilze (dazu gehören u.a. Champignons,Schirmpilze,Helmlinge,Porlinge...) ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen.Sie zersetzen sozusagen die Biomasse.Solche Pilze eignen sich daher auch zur Kultivierung.Sie brauchen nur geeignetes Substrat (meinetwegen feuchtes Stroh),dann gute Licht-und Wärmeverhältnisse und schon sind sie "glücklich",d.h. sie bringen Fruchtkörper hervor,um sich zu vermehren.Parasitisch lebende Pilze (dazu gehören vor allem Rost-Brand-und Mehltaupilze sowie imperfekte Pilze,wie sie in Galerie 6 aufgeführt sind) ernähren sich von gesunden,lebenden Pflanzen,Tieren und auch Menschen (man denke z.B. an den Fußpilz).Parasiten verursachen daher stets Krankheiten,die mehr oder weniger stark ausgeprägt sind.Schlimmstenfalls töten sie ihren Wirt und vernichten sich damit selbst.Auch manche Großpilze können Parasiten sein.Bekannt und vom Förster gefürchtet  ist vor allem der Hallimasch.Er greift auch gesunde Bäume an und "tötet" sie mit der Zeit.Aber auch manche Porlinge befallen zunächst abgestorbene Teile des Baumes,um dann auf gesunde Teile über zu gehen...Über Symbiosepilze ( dazu gehört die Mehrzahl der Großpilze,also fast alle Arten von Röhrlingen,die Täublinge und Milchlinge...) gibt es mehr zu sagen.Grundsätzlich leben sie in einer Art "Ehe" mit einer Pflanze,meist einem Baum zusammen zum gegenseitigen Vorteil.Das Thema ist komplizierter und wird von mir in einer nächsten Frage erörtert.Es gibt aber zahlreiche Übergangsformen,eine saubere Trennung der Lebensweise ist nicht immer möglich.

Merkblatt 9
Merkblatt 9
Merkblatt 10
Merkblatt 10

12.Oft taucht der Begriff "Mykorrhiza" auf.Was hat es damit auf sich?

Spätestens jetzt ist es an der Zeit,die Zusammenhänge zwischen Pilz und Baum (besser:Gefäßpflanze allgemein) zu beleuchten.Viele unserer Großpilze sind auf Bäume,Sträucher oder sogar Gräser angewiesen.Umgekehrt ist das aber auch der Fall!Tatsächlich können unsere Waldbäume ohne Pilze nicht gedeihen.Die Natur würde so,wie wir sie kennen,nicht existieren.

Zwischen dem Pilz(myzel) und dem Baum (oder irgendeiner anderen Gefäßpflanze) kommt es zu einem direkten Kontakt.Die Kontaktstelle nennt man Mykorrhiza.Sie liegt normalerweise unterirdisch und meist an der Peripherie der Baumwurzeln.Vielleich haben Sie schon einmal einen Stubben ausgegraben und es "roch nach Pilz?" oder ein weißliches Gespinnst umhüllte die Wurzeln?Dann haben Sie eine "verpilzte Wurzel" gesehen.Zwischen Pilzmyzel und Baum kommt es zum Stoffaustausch,beide profitieren davon,man spricht auch von einer "Symbiose".Der Baum erlangt vom Pilz vor allem ein Vielfaches an Wasser.Ohne Pilze würden viele Bäume regelrecht "verdursten".In tropischen Regenwäldern z.B. findet man derartige Symbiosen seltener.Die Bäume haben genug Wasser,um es mit dem eigenen Wurzelgeflecht ausreichend aufnehmen zu können.Noch etwas kommt dazu:die Pilzmyzelien puffern quasi Schadstoffe ab.Schwermetallionen bleiben,anschaulich gesagt,in den Pilzmyzelien stecken und können dem Baum  auf diesem Wege nichts anhaben.Dafür stecken die dann aber (leider) in den Pilzen,auch in ihren Fruchtkörpern.Nun dürfte dem aufmerksamen Leser einiges klar werden...

Was haben die Symbiosepilze davon?Nährstoffe,vor allem Zucker,denn selbst können die Pilze keine Nährstoffe herstellen.Den Pilzen fehlt das Chlorophyll,was Pflanzen ja bekanntlich befähigt,durch Photosynthese energiereiche Stoffe,also Nährstoffe,herzustellen.Doch die braucht der Baum natürlich selbst.Jetzt ist die große Frage:wie und auch wann setzt der Nährstoffstrom  in Richtung Pilz ein!Wenn das in ausreichendem Maße geschieht,fruktifizieren die Pilze bald.Der Sammler wird jetzt bemerken:endlich gibt es Steinpilze,Maronenröhrlinge,Rotkappen...

13.Gibt es Pilze nur im Herbst?

Nein,auch wenn die Herbstzeit die beste Zeit für die Fruktifikation der meisten Arten ist.Das mag wohl auch an den vorhin erwähnten Zusammenhängen (der Nährstoffstrom in Richtung Pilz) liegen.Die Bäume bereiten sich auf den Winter vor,Laubbäume z.B. werfen die Blätter ab,das Wachstum wird in dieser Jahreszeit verlangsamt oder gar eingestellt.In dieser Phase haben die Bäume nicht mehr den großen "Nährstoffhunger" und die Pilze bekommen nun reichlicher Nährstoffe vom Baum.Das tut er gewiss nicht freiwillig.Dazu bitte die nächste Antwort lesen.

14.Symbiose- ein friedliches Miteinander?

Die Meinungen dazu sind geteilt und ich schlage mich auf die Seite derer,die das eher als ein Kampf ums Dasein sehen.Das ist auch logisch,denn in der Natur findet ständig ein solcher Kampf,im Tier-wie auch im Pflanzenreich,statt.Es geht letztlich immer um die Erlangung von Nährstoffen und da ist sich jeder selbst der Nächste.

Kurz zu einigen Vorgängen: der Pilz greift die Pflanze (im Wurzelbereich) über sein ständig wachsendes Myzel nach der Art eines Parasiten an und er würde sie umbringen,um Nährstoffe zu erlangen (manche Pilze machen das ja auch,sie sind sehr virulent,d.h. aggressiv).Die Pilzhyphen versuchen,in das Innere der Pflanzenwurzeln zu gelangen.Nun wehrt sich die Pflanze und baut Barrikaden,um ein weiteres Eindringen des Pilzes zu verhindern.Ist die Pflanze relativ gesund,schafft sie das auch.Je nachdem,wie tief der Pilz bis dahin eindringen konnte,spricht man von einer "ektotrophen Mykorrhiza" (die Pilzfäden umspinnen die Wurzelenden,dringen aber nicht tiefer ein) oder einer "endotrophen Mykorrhiza",wenn das Pilzmyzel tiefer eingedrungen ist und erst in der Wurzel gestoppt werden konnte.Ein Teil des Pilzmyzels lebt dann sozusagen in der Pflanze bzw. dessen Wurzeln.Bei Bäumen findet man meist die Ektomykorrhizza,die Endomykorrhizza  findet sich häufiger bei Gräsern,Stauden und Sträuchern.Oft beobachtet man Übergangsformen.

Es gibt Pflanzen,die sind "obligat mykotroph",d.h. sie müssen eine Mykorrhizza bilden.Dazu zählen in erster Linie viele Grüne Orchideen.Fast alle sind bei Keimung und ihrer Jugend ganz von Pilzen abhängig.Dann gibt es "stark mykotrophe" Pflanzen.Diese bilden immer und überall Mykorrhizen aus.Dazu zählen viele unserer Waldbäume wie Buche,Eiche,Fichte,Kiefer und Lärchen.Dann gibt es "schwach mykotrophe" Pflanzen.Diese verfügen über eine ekto-endotrophe Mykorrhiza oder sind frei davon.Dazu zählen Birke,Ulme,Weide,Ahorn,Linde,Erle,Espe,Faulbaum...Mit Ausnahme der Birke sind das ja auch Bäume,unter denen man kaum Pilze findet.Stehen diese Bäume aber nicht allein in der Landschaft,sondern im Wald,verhalten sie sich wie stark mykotrophe Pflanzen.

15.Warum findet man manche Pilze nur unter bestimmten Baumarten?

Jeder Pilz und jeder Baum (oder andere Gefäßpflanze) hat einen eigenen Stoffwechsel,der von Art zu Art verschieden ist.Beide Parteien müssen-stark vereinfacht gesagt- zueinander passen.Die chemische Umgebung (im Erdreich) einer Eiche ist z.B. anders als die einer Fichte.

Der Steinpilz z.B. passt in viele verschiedene Wurzelsysteme.Man findet ihn unter Buchen,Fichten,Kiefern,Eichen...Der Goldgelbe Lärchenröhrling aber braucht offenbar sehr spezifische Bedingungen,man findet ihn nur (!) unter Lärchen.Dazu gibt es noch mehr Beispiele.

16.Stimmt es,dass es auch im Winter Pilze gibt?

Natürlich.Pilze gibt es immer und überall.Manche Arten gibt es nur im Winter.Der Samtfuß-Winterpilz ist ein allgemein bekanntes Beispiel.Man sieht aber auch Porlinge an den Bäumen und schließlich tut sich unter der Schneedecke auch einiges,besonders in Laub-und Nadelhumusschichten.

17.Wenn die ersten Fröste gewesen sind,sollte man dann keine Pilze mehr ernten?

Das kommt darauf an,um welche Pilze es sich handelt und ob es schon sichtbare Frostschäden an den Fruchtkörpern gibt.Manche Pilze des Spätherbstes wie Austernseitling,Samtfuß-Winterpilz,Schnee-Ritterling oder Frostschneckling sind darauf eingerichtet.Sie haben eine Art Frostschutzmittel an Bord und vertragen auch mehrere leichte Fröste hintereinander.Empfindlicher sind da schon Maronenröhrlinge und Steinpilze.Solche Sammelarten haben sich normalerweise schon "verabschiedet",können aber durchaus noch im November zu finden sein.Da sollte man genau prüfen,ob die Pilze wirklich noch gesund aussehen oder schon einen Frostschaden weghaben.Wenn nach einigen Nachtfrösten wiederaufgetaute Pilze gefunden werden,sollte man sie besser stehenlassen.Das dient auch nebenbei gesagt der Vermehrung.

18.Früher haben wir den Krempling mitgenommen.Heute gilt er als giftig?!?

Dazu einige Fakten:

- Unter den Pilzarten,die zu Vergiftungen führen,rangiert der Kahle Krempling mit an vorderster Stelle.

- Der Pilz enthält einen Giftstoff,der durch Erhitzen zerstört werden kann.

- Der Krempling kann in jedem Zustand und in jedem Alter giftig wirken.

- Selbst Personen,die ihn jahrelang schadlos verzehrten,vertragen ihn plötzlich nicht mehr.

- Ein weiterer Inhaltstoff,ein Allergen,bewirkt den Zerfall der roten Blutkörperchen.

- Dieses Allergen kann nicht durch Erhitzen oder Trocknen zerstört werden.

- Die einmal aufgetretene allergische Wirkung kann sich nach wiederholtem Verzehr verstärken.

Erwähnen möchte ich auch,dass Giftwirkungen von bisher als essbar angesehenen Pilzen wie Butterpilzen und dem Grünling aufgetreten sind.Vom Butterpilz bitte unbedingt die Huthaut abziehen und den Grünling ganz meiden.Es ist nicht auszuschließen,dass in Zukunft weitere Speisepilze als giftverdächtig eingestuft werden müssen.

19.Woraus bestehen denn Pilze und wie vermehren sie sich?

Pilze (also deren Fruchtkörper) bestehen eigentlich nur aus dem,woraus auch ihre Myzelien bestehen:aus Pilzhyphen,d.h. aus feinen Fäden,die nach der Keimung von den Sporen ausgehen und schließlich das Myzel bilden.Diese feinen Hyphen bilden am Fuchtkörper dichte Lagen,die wir als Pilz wahrnehmen.Oft sieht man,dass Grashalme oder Zweige durch die Pilze ragen.Die Pilzhyphen sind sozusagen um den Fremdkörper herum gewachsen.Interessanterweise haben diese Hyphen kaum Bindung an den Seitenwänden.Vermutlich erklärt sich daraus die starke Variabilität,die uns in der Pilzkunde so zu schaffen macht.

Wenn sich ein Myzel anschickt,Fruchtkörper zu bilden,treten neben den wuchernden feinen Saughyphen strangförmig gebündelte Leitungshyphen mit größerer Reicheite auf,in deren Verlauf kleine Knötchen entstehen.Dort konzentriert sich Material aus dem sich später-bei geeigneten Bedingungen-die Pilzfruchtkörper entwickeln.

Pilze vermehren sich über Sporen.Gewiss hat der aufmerksame Pilzfreund schon einmal  "weißliches Pulver" unter den Pilzen gesehen.Das sind dessen Sporen-winzige nur im Mikroskop sichtbare Teilchen.Viele Millionen kann ein Pilz davon ausstreuen.Einige davon keimen,wenn sie günstige Bedingungen finden und bilden ein neues Pilzmyzel.Die Sporen liegen nicht nur am Boden unter dem Pilz,sondern  sie werden auch durch Regen,Wind und kleine Tiere transportiert.Vor allem der Wind kann für eine Übertragung in weit entfernte Gebiete sorgen.Unsere Luft enthält fast immer Pilzsporen und auch jeder Klumpen Erde auf der Erdoberfläche.

Es gibt sogar Sexualität im Pilzreich.Es gibt zwar keine männlichen und weiblichen Sporen im gebräuchlichen Sinne,aber so etwa ist es dennoch.Nehmen wir an,zwei verschiedengeschlechtliche Sporen erreichen den Erdboden und keimen aus.Dann bilden sie jede für sich einkernige Primärmyzelien,die schwach entwickelt bleiben.Verschmelzen aber zwei verschiedengeschlechtliche Primärmyzelien miteinander,bildet sich ein Sekundärmyzel,das in jeder Zelle zwei Zellkerne enthält.Jetzt ist bereits eine höhere Struktur entstanden und das Sekundärmyzel ist in der Lage,durch ständiges Teilen der beiden Zellkerne,Bildung von sogenannten Schnallen und Querwandbildung (Septierung) der Hyphen kräftiger und größer als die Primärmyzelien zu werden.Nun können auch kompliziertere und langlebigere Strukturen wie Rhizomorphe  (kräftige Myzelstränge,aus komplexeren Zellen aufgebaut im Vergleich zu den einfachen Pilzhyphen) und Sklerotien (harte Gebilde,Dauermyzelien,immer wieder in der Lage neu zu fruchten) entstehen.

 

20.Kann man Waldpilze im eigenen Grundstück vermehren?

Was die Symbiosepilze betrifft geht das nur,wenn die geeigneten Bäume auch mit im Grundstück stehen oder deren Wurzelgeflechte von außen hereinreichen.Bei mir ist das z.B. der Fall,da ich direkt am Waldrand wohne.Birken,Kiefern und Eichen stehen an der Grenze und viele Symbiose-Pilzarten wachsen dann in meiner Wiese...Durch häufiges Ausschütten von Pilzabfällen habe ich die Pilzflora weiter "verdichten" können.Es ist aber grundsätzlich so:wenn Pilze ihre günstigen Bedingungen finden,kommen sie von allein.Sporen können große Entfernungen zurücklegen und keimfähige finden sich dann auch irgendwann ein.

 

21.Was sind Hexenringe?

Der Hexenring zeigt an,wie groß ein Myzel inzwischen geworden ist.Daran ist also nichts mystisches.Viele Pilze bilden mehr oder weniger deutlich ausgeprägte ringförmige Anordnungen.Das hat ganz einfach damit zu tun,da die Pilzhyphen nach allen Seiten wachsen und ein Pilzmyzel deshalb eine kreisförmige Struktur hat,wenn keine Ausbreitungshindernisse vorliegen.Bei Symbiosepilzen erkennt man dadurch zudem noch etwa den Wurzelradius der Bäume und wenn an einigen Stellen keine Wurzeln sind,ist der Hexenring nur bruchstückhaft.

22.Wie groß und wie alt können Pilze werden ?

Wenn sich die Frage auf das Myzel bezieht,ist die Antwort schon einmal bei einer vorhergehenden Frage gegeben.Gemeint ist aber sicherlich die Größe der Pilzfruchtkörper,um die es im Folgenden geht.Der abnormale Riesenwuchs mancher Pilzarten ist immer wieder Gegenstand von Zeitungsberichten und so mancher Pilzsucher lässt sich stolz mit einem besonders groß geratenen Exemplar in der Lokalpresse abbilden.Über solche Aktivitäten bin ich persönlich wenig erfreut,weil ich daran denke,welch riesige Sporenmenge dem Wald damit vorenthalten wird und überhaupt nicht in Richtung Schutz der Pilze und des Waldes gedacht wird.Nun zur Frage:einige Pilzarten sind von Natur aus (gewissermaßen genetisch bedingt) ziemlich groß.Bei den Blätterpilzen dürfte der Riesenschirmpilz (Parasol) Platz 1 belegen.Stielhöhen von 40 cm und Hutdurchmesser von bis zu 30 cm sind durchaus nicht selten.Bei den Nichtblätterpilzen ist es vor allem der Riesenbovist,aber auch einige "Baumpilze" (Porlinge) können beachtlich groß werden.

Der Riesenbovist erreicht die Größe eines Medizinballes.Es gibt Berichte über Funde mit 1,50 m Umfang,50 cm Höhe,20 kg Masse und noch darüber.Bei den Porlingen erreicht besonders der Flache Lackporling (s.Gal.4) rekordverdächtige Werte.Es gibt Berichte von Exemplaren mit fast 2 m Länge,80 cm Tiefe und fast zwei Zentnern Masse.Man muss fairerweise sagen,dass es sich bei Porlingen meist um mehrjährige Exemplare handelt,die also jedes Jahr ein Stück weiterwachsen können.Ebenfalls 2 m Durchmesser sind schon beim Schwefelporling (s.Gal.4.) gemessen worden.

Monströse Ausmaße findet man auch beim Steinpilz relativ häufig.Es gibt Berichte über einen Fund mit fast 60 cm Hutdurchmesser!Die Liste könnte man fortführen.Natürlich gibt es bei den Pilzen auch abnormal klein geratene Exemplare und außerdem zahlreiche Verkrüppelungen uns sonstige Mißbildungen.

Von einem Großpilz spricht man gemeinhin,wenn der Fruchtkörper 4 mm Höhe mindestens erreicht.Damit sind fast alle Pilze,die der "normale" Pilzsammler sucht und sieht,unter diesem Begriff zusammengefasst.Ansonsten gibt es unzählige Pilze,die viel kleiner sind und eigentlich gibt es keine direkte Grenze.Die Frage ist dann nur,ob man noch von einem "Pilzfruchtkörper" sprechen kann.

Das Alter von Pilzmyzelien kann recht unterschiedlich sein und wir wissen es nicht von jeder Pilzart.Es gibt Myzelien von einjähriger und mehrjähriger Lebensdauer.Der sogenannte Hexenring (besser:Fruchtkörperring) zeigt uns an,wie groß ein Myzel gegenwärtig ist.Die Ausdehnung von Jahr zu Jahr zeigt uns die Wachstumsgeschwindigkeit an.Amerikanische Forscher konnten so in den Prärien des östlichen Colorado das Alter von Myzelien bis auf 600 Jahre errechnen.Was die Lebensdauer der Fruchtkörper angeht,sind es meist nur ein paar Wochen oder Monate,bei Porlingen an Bäumen mehrere Jahre.

 

23.Im Herbst war es feucht und mild,trotzdem gab es wenig Pilze.Was könnte die Ursache sein ?

Man muss das ganze Jahr sehen,nicht nur einen Teil davon.Natürlich ist ein feuchter und milder Herbst geradezu perfekt für eine gute Ernte.Es zeigt sich aber,dass dies nicht immer so ist.Schuld daran können z.B. lange,trockene Sommer sein.Auch ein lang andauernder Winter verzögert die Myzelentwicklung mit Sicherheit.Wenn das alles nicht zutrifft,können auch vorangegangene schlechtere Pilzjahre Ursache sein,denn Pilze vermehren sich bekanntlich über ihre Sporen.Wenn zu wenig Fruchtkörper vorhanden waren,können nur wenig Sporen ausgebracht worden sein.Sicherlich gibt es noch andere Faktoren,wir kennen längst nicht alle und gerade im Reich der Pilze erlebt man immer wieder Überraschungen.

24.Warum treten in manchen Jahren bestimmte Pilzarten besonders hervor,andere bleiben aus ?

Das hat ganz sicher mit den spezifischen Ansprüchen der einzelnen Arten zu tun.Manche "mögen" eher trockene Jahre,andere eher feuchte usw.Bekanntes Beispiel ist der Echte Pfifferling,den man in nassen Jahren häufiger findet.Es ist aber auch wichtig,wann die jeweiligen Pilzmyzelien ausreichend Wasser und Nährstoffe erhalten können.Da sie sich unterschiedlich schnell entwickeln,ist das also ein Problem des " Timings".Sicher gibt es noch mehr Faktoren.

25.In unserer Gegend gab es wenig Pilze,aber 30 km weiter war es viel besser!

Das gibt es wirklich!Ein Grund ist sicherlich darin zu sehen,wie die Regenwolken gezogen sind und wann die Niederschläge waren,also wieder ein Problem des "Timings".Aber das sind nicht die einzigen Gründe.Wir wissen,dass es ein Nord-Südgefälle gibt und noch erstaunlicher ist,dass Pilzarten anscheinend von Gebiet zu Gebiet regelrecht "wandern".Ein Beispiel ist der Buchen-Adernzähling (Plicatura crispa),der lange Zeit in Thüringen als "verschollen" galt.Seit einigen Jahren ist er wieder da und hat sich nahezu explosionsartig vermehrt.Das Pilzreich sorgt immer wieder für Überraschungen und wir können noch nicht alles erklären.Die Pilzflora ist letztlich sehr eng mit der Umwelt verbunden und reagiert auf Veränderungen sehr empfindlich.

26.Welches sind die besten Bedingungen für das Pilzwachstum ?

Das ist,wie schon erwähnt,von Art zu Art verschieden.Es gibt relativ "robuste" Pilzarten,die kann man in jedem Jahr mehr oder weniger zahlreich finden.Von den Speisepilzen gehören der Maronenröhrling dazu ebenso wie Steinpilze und Perlpilze.Wer nur diese Arten sammelt,wird fast in jedem Jahr glücklich sein.Die Mehrzahl der Pilzsucher dürfte sich auf diese paar Arten beschränken und nimmt die "übrige Pilzwelt" gar nicht sonderlich wahr,abgesehen von den schön aussehenden Fliegenpilzen.Das soll jetzt nicht abwertend oder gar verächtlich klingen-es ist einfach so und früher war auch ich nur ein "Kochtopf-Mykologe"!Heute sage ich mir: das haben die Pilze nicht verdient.Sie sind wahrscheinlich die einzigen Lebewesen,deren Daseins-Sinn in der Öffentlichkeit nur auf essbar oder nicht essbar reduziert wird.

Doch zurück zur Frage:Wälder mit verschiedenen Baumarten sind sehr vorteilhaft,da damit eine große Artenvielfalt von vornherein möglich ist.Ausgedehnte Buchenwälder und Birkengruppen in Nadelwäldern bieten immer Aussicht auf gute Funde.In alten Wäldern (Wälder mit urwaldähnlichen Bedingungen) wachsen ganz sicher seltene Arten,die man in den forstwirtschaftlich intensiv bearbeiteten Wäldern kaum noch finden wird.Schließlich spielen die Bodenfeuchtigkeit,der Phosphor-Stickstoffanteil und der ph-Wert des Waldbodens eine große Rolle.

Wesentliche Lebensprozesse wie Sporenkeimung,Myzelwachstum,Farbstoffsynthese und Enzymaktivitäten sind temperaturabhängig.Die meisten Großpilze fruktifizieren optimal bei 22-25 Grad Celsius,die obere Grenze für das Myzelwachstum liegt bei 37 Grad Celsius.

Ausreichende Bodenfeuchtigkeit (tropfnasser Boden) sollte bei Anlage der Fruchtkörper und bei deren Streckung vorhanden sein.Meist hebt ein Stiel den Hut empor.Wenn die Pilze über Nacht aus der Erde "schießen",so ist es im Wesentlichen eine Streckung des Stiels.

Die Bildung der Fruchtkörper erfolgt nur unter geeigneten Bedingungen,also wenn "alles passt".Nicht bewiesen,aber naheliegend ist auch die Luftfeuchtigkeit als wichtige Bedingung,denn nichts ist für die Pilze schlimmer als die Vertrocknung,ehe der Sporenabwurf gelang.Manche Arten wie der Goldgelbe Lärchenröhrling oder der Butterpilz schützen sich vorsichtshalber zusätzlich mit eine Schleimschicht vor Austrocknung.

Selbst wenn es ergiebig geregnet hat-wenn es danach wieder sehr warm wird,werden sich die Pilze hüten,ihre Fortpflanzungsorgane an die Oberfläche zu schicken,denn die Luft trocknet schnell wieder ab.Man darf sich nicht wundern,wenn das aufkommende Pilzwachstum stecken bleibt.

 

27.Stimmt es,dass Pilze auch Heilkräfte besitzen?

Mancherorts boomt die sogenannte Mykotherapie,vor allem China und Japan sind hier führend.Dazu sei gesagt:seriöse,d.h. medizinische Studien der westlichen Medizin sind mir bis jetzt nicht bekannt.Wahr ist,dass Pilze im Rahmen eines Diätplanes günstige Nahrungsmittel sind.Zwar enthalten sie etwa ein Viertel Proteine ("Fleisch des Waldes"),das gilt aber nur für die Trockenmasse.Da Pilze zu fast 90% aus Wasser bestehen,ist der Nährwertanteil relativ gering.Ausdrücklich sei gesagt:Wer Pilze als diätisches Lebensmittel einsetzen möchte,sollte auf Zucht-bzw. Kulturpilze zurückgreifen.Die Schadstoffbelastung der Wildpilze ist einfach zu hoch.

Wahr ist auch,dass Pilze gesundheitsfördernde Stoffe wie z.B. Vitamine und wichtige Mineralien enthalten.Bei manchen Pilzarten wie z.B. dem Schopftintling sind blutdrucksenkende Stoffe nachgewiesen worden.In einigen Ländern soll es (angeblich) sogar Erfolge in der Krebstherapie gegeben haben.Besonders Lackporlingen,überhaupt Porlingen ("Baumverzehrern") sagt man solche Erfolge nach.Manche schwören z.B. auf die Heilwirkung des Birkenporlings bei Magenbeschwerden verschiedener Ursache,sogar bei Magenkrebs soll er schon geholfen haben.

Mag sein.Wenn es Heilpflanzen gibt,warum soll es nicht auch Heilpilze geben?Jeder kann damit seine Erfahrungen machen und die Herstellung von Extrakten versuchen.Werden tasächlich Erfolge erzielt (Achtung: es darf kein Placeboeffekt sein),sollte man sein Wissen nicht für sich behalten!Gängige Methoden für die Aufbereitung als Heilmittel sind das Herstellen von Pilzpulver aus getrockneten Pilzen und Einrühren in die Suppe usw. oder ein Teeaufguss,das Brauen eines Sudes oder auch die Herstellung von Tinkturen (alkoholische Pilzextrakte).

28.Wie viele Pilzarten gibt es eigentlich ?

In Deutschland gibt es etwa 6000 Arten von Großpilzen,weltweit etwa das Zehnfache.Die Zahl der Kleinstpilze ist wesentlich größer.Von den 6000 Pilzarten sind viele so selten,dass man sie wohl kaum einmal zu Gesicht bekommt.Engagierte Fach-und Amateurmykologen führen zur Überwachung des Pilzbestandes ein Monitoring-meist in Form von Quadrantenkartierungen (s.Seite "Mein Projekt") - durch.

29.Wie bestimmt man Pilze und wie lernt man sie am besten kennen ?

Der Anfänger sollte sich ein reich bebildertes Pilzbuch kaufen und ca. 1000 Arten sollte es schon enthalten.Dann hat man die Garantie,einen großen Teil der lokalen Pilzflora darin zu finden.Wer sich intensiver mit der Materie befassen möchte,wird sich viele Bücher kaufen,denn in jedem Buch findet man Arten,für die man noch keine Abbildungen hatte (ich schlage keine Bücher namentlich vor,um keine Werbung zu machen).Das reine Aufsuchen und Blättern in den Büchern,bis man seinen Fund endlich hat,ist mühselig und viele scheuen sich davor,doch es ist nun einmal notwendig.Doch auch das hat seine Grenzen.Die Mehrzahl der Großpilze (und erst recht die sehr kleinen) lassen sich nur durch ihre mikroskopischen Merkmale abgrenzen.Also braucht man ein Mikroskop mit Messokular und mindestens 1000-facher Vergrößerung.Dazu gehört auch Literatur,die nicht nur Fotos der Pilze zeigt,sondern ebenfalls die mikrokopischen Merkmale anführt.Die höchste Abstraktion - und so arbeiten die Profi's - sind dichotome Bestimmungsschlüssel.Auch dazu gibt es Literatur.

Besonders für Anfänger ist der Besuch von Pilzausstellungen sehr vorteilhaft,denn nichts ist besser als die Pilze namentlich und frisch zu sehen.Es gibt auch die Möglichkeit,Kurse zu besuchen oder an Pilzwanderungen teilzunehmen.Es ist auch günstig,wenn man sich mit anderen Pilzfreunden zusammenschließt,man lernt dann gegenseitig.In jedem Bundesland gibt es pilzkundliche Vereine.Und möglichst früh genug (in jungen Jahren) damit anfangen.Ist eine Saison vorbei und man konnte viele Pilzarten noch nicht bestimmen,dauert es wieder ein Jahr...

30.Was sind eigentlich Pilze,wie sind sie entstanden ?

Das ist eine schwierige Frage.Pilze sind heterotrophe Organismen,das ist relativ sicher,d.h. sie haben keine Chloroplasten,um sich selbst mit Energie zu versorgen.Wahrscheinlich stammen sie von Algen ab.

Auf jeden Fall sind es sogenannte Eukaryonten,denn sie haben Zellkerne,Mitochondrien,Flüssigkeitsvakuolen und endoplasmatisches Retikulum.Mehrere Gruppen niederer Pilze haben außerdem Entwicklungsstadien mit Geißeln.Anders als die Algen haben sie aber keine Chloroplasten oder abgeleitete Arten von Plastiden.Es fragt sich nun,ob Pilze primär heterotroph oder unter Plastidenverlust aus Algen hervorgegangen sind.

Spätestens jetzt muss man den Begriff des "Pilzes" etwas weiter fassen.Die Umgrenzung des Pilzbegriffes ist uneinheitlich und problematisch.Gegenwärtig werden mehrheitlich die Schleimpilze,die Algenpilze,die Flagellatenpilze und die Echten Pilze (Eumycota) unter dem Begriff "Pilz" zusammengefasst.Das,was wir gemeinhin als Pilze ansehen,sind die sogenannten Echten Pilze.Selbst die Systematisierung der Echten Pilze ist problematisch und längst noch nicht abgeschlossen.